Malbergbahn, Bad Ems (1887-heute)



Streckengeschichte

Am 5. Juni 1887 nahm die Malbergbahn AG als erste Standseilbahn mit Wasserballast in Deutschland den regelmäßigen Betrieb auf. Bereits im Februar 1882 war der Ing. A. Kuntze, der schon den Bau der in unmittelbarer Nähe von Bad Ems liegenden Friedrichssegener Zahnradbahn geleitet hatte, mit den Vorarbeiten beauftragt worden. Aus der Befürchtung heraus, daß normale Zahnradlokomotiven bei der starken Steigung aus den Zahnstangen springen könnten, wurde in Anlehnung an die Giesbergbahn am Brienzer See in der Schweiz eine Standseilbahn projektiert. Die Genehmigung zum Bau und Betrieb wurde am 8. November 1886 erteilt, wenige Tage später begann man mit den ersten Abholzungsarbeiten, die "Malbergbahn-Actien-Gesellschaft" mit Sitz in Köln wurde erst am 3. Dezember 1886 ins Handelsregister eingetragen. Um das benötigte Wasser auf den Berg pumpen zu können, erfolgte gleichzeitig der Bau eines Elektrizitätswerks, ausgestattet mit zwei Dampfmaschinen der Firma Humboldt, Köln, und vier Dynamomaschinen. Das Elektrizitätswerk versorgte auch den Kurort Bad Ems mit elektrischem Strom, das 350 m³ Wasser fassende Bassin hinter der Bergstation reichte für mindestens 50 Fahrten und wurde hauptsächlich während der Nacht aufgefüllt.

Im Mai 1887 trafen die beiden Wagen der Maschinenfabrik Esslingen ein. Es war die dritte Standseilbahn dieser Art, die Esslingen ausrüstete, mit einer Steigung von 54,5 % galt sie für lange Zeit als steilste Bergbahn in Deutschland. Nach der erfolgreichen Probefahrt am 2. Juni erfolgte am 4. Juni 1887 die feierliche Eröffnung der Bahn, die einschließlich Elektizitätswerk rund 500.000 Mark gekostet hatte. Die durchgehend zweigleisige meterspurige Strecke überwindet auf einer Länge von 520 m eine Höhenunterschied von rund 216 m. Die Zahnstangen nach dem System Riggenbach dienen dabei als Bremszahnstange. Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 1,5 m/s betrug die Fahrzeit etwa 6 Minuten. Dabei rollte der obere mit bis zu 4500 l Wasser gefüllte Wagen zu Tal und zog über eine Umlenkrolle an der Bergstation den unteren Wagen hinauf. Das 40 mm Durchmesser starke Stahlseil zwischen den beiden Wagen wiegt 67 t, je höher der untere Wagen gezogen wurde, um so geringer wurde das zu ziehende Seilgewicht. Deshalb erhielt die Bahn unterschiedliche Steigungsverhältnisse, die die Schwankungen der Seilbelastung ausglichen und das Abbremsen der Wagen unterstützten. Das Leergewicht der 8,5 m langen Wagen beträgt 9 t, der Laufraddurchmesser 770 mm, der Zahnraddurchmesser 820 mm. Die Wagen sind mit einer Spindelbremse und einer selbstätig wirkenden Bremse mit Fliehkraftregler (ab 2 m/s) ausgerüstet. Die Fahrzeuge haben eine Neigung von 47 % und boten anfänglich 21 Sitz- und 21 Stehplätze. Nach dem Umbau 1956, bei dem der Holzaufbau durch einen Metallaufbau ersetzt wurde, sollen noch jeweils 36 Fahrgäste Platz gewunden haben, gleichzeitig wurde der Wassertank auf ein Fassungsvermögen von 7000 l vergrößert. Den markanten Glaseinbau am Dach erhielten die Wagen erst 1964.

In der Talstation der Malbergbahn, 17. März 1991
In der Talstation der Malbergbahn, 17. März 1991.

Nach dem Ersten Weltkrieg firmierte die Bahn 1923 unter der Emser Elektrizitätswerk & Malbergbahn Actien-Gesellschaft EMAG, zwischen Mai und Oktober wurde täglich gefahren. Am 10. September 1944 erfolgte die kriegsbedingte Einstellung des Verkehrs, nachdem schon ab 1940 nur noch mittwochs und am Wochende gefahren wurde. Erst im Juli 1949 wurde der Betrieb wieder aufgenommen, obwohl die Malbergbahn von Kriegsschäden fast völlig
 
Eine Postkarte aus der Zeit, als Bad Ems noch stolz auf die Malbergbahn war. (Sammlung Peter Ziegenfuß)
verschont blieb. Zum 21. März 1951 übernahm die Stadt Bad Ems die Bahn. Da man aber ab den 1960er Jahren trotz steigender Fahrgastzahlen (71.000 Fahrgäste im Betriebsjahr 1971) die Investitionskosten nicht abdecken konnte, führten die nicht ausreichenden Investitionen zu einer allmählichen Verwahrlosung der Anlagen. Den "Todesstoß" versetzte eine am 24. Oktober 1979 durchgeführte TÜV-Prüfung, die erhebliche technische Mängel ergab. Vor einer Wiederaufnahme wurde u.a. gefordert, alle Zahnstangen zu repariert bzw. zu Hälfte zu erneuern, 70 Seillenkrollen auszuwechseln, Teile des Unterbaus und der Stützmauern zu sanieren und die Wasserbehälter und Bremsen der beiden Wagen zu erneuern oder diese durch neue Wagen zu ersetzten. Diese etwa ein Jahr dauernden Arbeiten waren zum größten Teil nicht von der Bahn selbst ausführbar. Die von der Stadt am 6. November berechnete Kosten von 700.000 DM (sowie die von zwei schweizer Firmen veranschlagten 1,5 Millionen DM für zwei neue Wagen) waren nicht tragbar. Da man die Mängel nicht beseitigte erhielt die Malbergbahn für die Saison 1980 keine Betriebserlaubnis und seitdem überwuchern die verrosteten Gleise, vergammeln die beiden Wagen. Die Talstation ist ebenfalls schon sehr in Mitleidenschaft gezogen. Es gibt zwar einen Förderverein, der sich um eine Wiederinbetriebnahme des seit 7. Dezember 1981 unter Denkmalschutz stehenden Anlage bemüht und auch der Stadtratbeschluß vom 18. Dezember 1979 zur Erhaltung und Wiederinbetriebnahme der Bahn gilt weiterhin. Passiert ist bis heute aber nichts, außer das 1979 in Bad Ems die Kurwaldbahn hinauf zur Bismarckhöhe mit Klinkzentrum und Erholungsheimen in Betrieb ging. Diese moderne elektrische Standseilbahn, ohne Zahnstangen, mit 78 % Neigung liegt auf dem anderen Seite der Lahn, fast genau gegenüber der Malbergbahn...

weitere Standseilbahn mit Wasserballast als Antrieb

 

Literatur

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